BRAUN Alpakas

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Entscheidung Alpaka


Beim Spazieren gehen oder im Urlaub bist du auf Alpakas gestoßen.
Du hast dich "verliebt" und willst nun schnellstens selber Alpakas halten!
Wunderbar, natürlich gern, warum auch nicht!
Wir bitten Dich nur um Eines, nimm Dir noch kurz 5 Minuten Zeit um den folgenden Text eines Kollegen zu lesen.
Er hat sehr anschaulich beschrieben, wie es uns allen, mehr oder weniger, einmal ging.
Es ist Deine Chance von vornherein davon zu profitieren und zu lernen...

> Autor:         Mike Herrling       >  erschienen: AlpakaPost im August 2014        >Mit freundlicher Genehmigung zur Veröffentlichung von Mike Herrling

Fragt  man,  warum  jemand  mit  Alpakas  anfangen  möchte,  erhält  man  häufig die Antwort, weil die so süß,
weich und flauschig aussehen...
Die großen, faszinierenden Augen passen in das Kindchenschema, welches selbst erwachsene Menschen  in  Knuddellaune  versetzt  und  zum  Schmusen  animiert.  
"Die  Faser  ist schließlich etwas ganz Besonderes, feiner als Kaschmir und viel wertvoller als Schafwolle. 
Außerdem  sind  Alpakas  wirtschaftlich  interessant,  denn  sie  fressen wenig,  
werden  nie  krank  und  sind  ein  hervorragendes  Investment...  
nach einer ersten Analyse sind Alpakas sozusagen eine Eier legende Wollmilchsau.“ (Sinngemäß).

Die meisten erfahrenen Züchter werden schmunzeln, denn sie haben vieles davon schon gehört oder früher selbst so gedacht, bevor die Realität sie eingeholt hat.
Als wir mit Alpakas angefangen haben, waren Seminare für Einsteiger Mangelware. Die vorhandenen Kurse beinhalteten - neben rudimentärem Grundwissen, welches auch die wenige Literatur zu vermitteln vermochte - auch die Möglichkeit Tiere direkt vor Ort zu kaufen. Eine Demonstration der Schur vermittelte die Gewissheit, dass man diese Tätigkeit problemlos auch selbst bewerkstelligen kann, denn die Tiere stehen dabei ja völlig still und wehren sich nicht. Die Formel zur "Bestimmung" des Körpergewichtes gab einem die notwendige Sicherheit immer die richtige medikamentöse Dosierung ermitteln zu können, falls überhaupt notwendig.

Kurzum, am Ende der Kaffeefahrt hatten wir den Eindruck, nicht nur oberflächlich ausgebildet worden zu sein, sondern wohl gerüstet mit dem Abenteuer Alpakahaltung und -zucht beginnen zu können. Einige Teilnehmer haben am gleichen Tag noch gekauft, wohl auch aus Angst, die hoch motivierten und kaufwilligen anderen Kursteilnehmer könnten das Schnäppchen machen. Bis heute scheint es wohl gängige Praxis zu sein, die Konkurrenzsituation während Einsteiger-Seminaren als Verkaufsplattform zu nutzen, und dass trotz der stetig wachsenden Anzahl an Literatur, Foren, Stammtischen und Kursangeboten.

Bitte versteh mich nicht falsch.
Ich will niemanden anprangern, der Alpakas mit kommerziellem Hintergrund züchtet, Seminare gibt oder seine Alpakas vermarktet. Das Gegenteil ist der Fall. Auch wir geben Seminare für Alpaka Interessierte in der Hoffnung, dass diese Kurse als Entscheidungshilfe genutzt werden. Ich möchte Dir als Einsteiger vielmehr vor Augen führen, dass du unbedingt auf Deinen gesunden Menschenverstand hören solltest, bevor Du eine Entscheidung triffst, die Dein weiteres Leben nachhaltig beeinflussen, verändern und in manchen Fällen sogar auf den Kopf stellen wird.

Da es in der Alpaka Szene in etwa so viele unterschiedliche Meinungen über die artgerechte Haltung wie es Züchter gibt, werde ich dieses Reizthema nicht vertiefen. Viel mehr möchte ich Dir anhand von teils amüsanten, teils haarsträubenden Anekdoten verdeutlichen, wie wichtig es ist mit offenen Augen und Ohren und angeschaltetem Hirn alle verfügbare Information zu erfassen und zu bewerten, bevor Du unter falschen Voraussetzungen mit der Alpakahaltung oder -zucht beginnst.

1. Kennst Du die Bedürfnisse von Alpakas?
Kein Problem. Wir packen 2 Tiere auf 1.000 m2 und lassen sie ganzjährig draußen grasen. Alpakas sind genügsame Tiere und wenn sie sich vermehren, dann braucht man ja nur 100 m2 pro weiteres Tier. So steht es im Leitfaden für die Haltung von Wildtieren und muss deshalb stimmen. Richtig? ... Falsch!

Das ist nur das absolute Minimum, was der Gesetzgeber uns an die Hand gibt. Rechnet man das Verhältnis hoch so könnte man 92 Tiere auf einen Hektar Weidefläche stellen. Ist das Verhältnis zwei Tiere auf 1.000 m2 noch sehr abstrakt und erscheint diese Fläche angesichts moderner Grundstücke in Handtuchgröße noch ausreichend dimensioniert, so muss einem das Verhältnis 92 Tiere zu 10.000 m2 absurd klein vorkommen. Die fast fünfzigfache Menge an Tieren auf nur zehnmal soviel Fläche. Noch beeindruckender ist der Vergleich von verfügbarer Fläche pro Tier. Beträgt diese anfänglich 500 m2 pro Tier verringert sie sich auf rund 109 m2 pro Tier bei ausgereiztem Besatz. Ich habe in diesem Zusammenhang schon angehende Züchter von ihren Plänen reden hören, man könne ja Alpaka Großzüchter mit 500 Tieren auf 5 Hektar werden.

Vielleicht habe ich etwas übertrieben, aber stell Dir eine 10 mal 10 Meter große Fläche vor, auf denen ein Alpaka leben, fressen koten, urinieren und schlafen soll und das tagein, tagaus, 365 Tage im Jahr. Würdest Du Schafe so halten, welche im Gegensatz zu Alpakas keinen Kotplatz anlegen, Dir wäre schnell klar, dass das so nicht funktionieren kann. Die Fläche wäre von Kot bedeckt und der Parasiten- und Krankheitsdruck wäre nicht mehr zu beherrschen. Die Frage des Platzbedarfs auf der Weide ist nur ein winziger Teil des Kosmos "Bedürfnisse von Alpakas". Wenn der Leitfaden hier schon versagt, wie sieht es dann mit den Vorgaben für Stallflächen aus? Sind die angegebenen 2 m2 dann noch haltbar? Wie sieht es mit dem Tageslichtbedarf aus? Welchen Einfluss hat der Mangel an Tageslicht auf die Vitamin D Versorgung? Welche Indikatoren hat ein Züchter zur Früherkennung von Vitamin Mangel und wie sollte er diesem Vorbeugen? Sind etwa Lecksteine die Antwort, die richtige Futterkomposition, oder gar regelmäßige Gabe von Vitaminspritzen?

Wie Du sehen kannst, kann eine Frage, in diesem Fall die Frage nach dem Flächenbedarf, eine Kette von Folgefragen aufwerfen, die Du für dich beantworten solltest, bevor Du Tiere erwirbst.
Sehen wir uns einen anderen Bereich an:

2. Kenne ich das Verhalten von Alpakas?
Es liegt der Natur des Menschen, dass er hauptsächlich durch Erfahrung lernt. Mit "Versuch macht klug" und ähnlich schlauen Sprüchen versuchen wir uns selbst dafür zu entschuldigen, weshalb wir nicht auf die Ratschläge anderer hören wollen. Und obwohl jeder dank Walt Disney`s "Ein Königreich für ein Lama" weiß, dass Alpakas punktgenau spucken können, erwischt man immer wieder Menschen, die dieses Verhalten provozieren. Wen wundert es dann noch, wenn selbst das friedlichste Tier auf der Weide einen Volltreffer landet, angesichts einer johlenden Besuchermeute, die über den Zaun spuckt, um sich mit den Tieren zu messen.

Nun ist das Spucken ein sehr deutliches Verhaltensmuster, welches durch Beobachtung auch leicht vorherseh- und daher vermeidbar wäre. Andere Verhaltensmuster sind nicht so leicht erkennbar, doch von bedeutsamer Natur. So finde ich es immer wieder amüsant, wenn Besucher von ihren früheren Kontakten zu Alpakas berichten und die "niedlichen Geräusche" ansprechen. Gemeint ist das leicht genervte Summen von Alpakas, wenn sie entweder ihre Missstimmung darüber zum Ausdruck bringen, dass sie entweder gerne auf die Weide möchten, oder doch lieber auf der Nachbarweide wären, wo das Gras erfahrungsgemäß viel besser schmeckt. Diese Laute sind eindeutig kein Zeichen für ein zufriedenes Alpaka und keinesfalls niedlich. Es ist schlicht und ergreifend ein Aspekt der Kommunikation, den viele Menschen nicht verstehen. Macht ein Tier nicht was der Eigentümer von ihm erwartet wird auch schon mal geschrien und geschimpft. Offenbar scheint der überlegene, intelligente Mensch zu glauben, dass das Tier diese Art der Kommunikation schon richtig interpretiert, impliziert dadurch eine Intelligenz, die der eigenen überlegen scheint. Die Reaktion ist verständlich. Das Tier interpretiert die Hilflosigkeit des Menschen als Aggression und setzt seinen natürlichen Fluchtinstinkt ein, um der Situation unbeschadet zu entkommen. Die Vertrauensbasis ist dadurch zerstört und der Zugang des Menschen bis auf weiteres auf Eis gelegt.

Auch hier gibt es natürlich Fragen, die tiefer gehen: Wenn die Herde frisst und ein Tier liegt, bedeutet das, dass letzteres satt ist, oder vielleicht die ersten Krankheitssymptome zeigt? Bedeutet eine aufrechte Körperhaltung mit steil aufgestelltem Hals und Ohren die Freude eines Tieres darüber, dass gerade zwanzig aufgeregte Menschen versuchen den Kopf zu kuscheln? Oder ist das Absenken des Halses mit angelegten Ohren und dem biomechanischem Äquivalent einer Pumpgun ein Zeichen der Unterwerfung? Zeugt es von der Resistenz gegen Kälte und Nässe, wenn ein Tier mit hängendem Kopf im Regen steht oder sich ganz dicht an den Boden kauert? Alpakas leben in einem Herdverbund mit sehr ausgeprägten Regeln. Diese gilt es zu kommunizieren. Da sie aber keine menschliche Sprache sprechen muss es unsere Aufgabe sein, Gestik, Mimik, Verhaltensmuster und Lautäußerungen zu interpretieren. Tut man das nicht, wird man die Bedürfnisse von Alpakas, Ihre Sorgen, Nöte, Ängste, Krankheiten und Schmerzen nicht rechtzeitig erkennen. Als Züchter, Halter und Tierliebhaber nimmt man sich selbst die Möglichkeit der Früherkennung und damit der aktiven Prävention. Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Reaktion auf deutliche Symptome oft nicht ausreicht, um bei einer domestizierten Tierart mit ausgeprägtem Fluchtinstinkt rechtzeitig einzugreifen. Frage Dich, lies, beobachte, lerne und handle.

3. Hast Du täglich ausreichend Zeit nach Deinen Tieren zu sehen?
Begeistert schaue ich auf die stetig wachsende Fangemeinde der Alpakas und wieviel Freude und Zufriedenheit man aus diesen Tieren ziehen kann. Die meisten Besucher genießen dann auch die Ruhe und Gelassenheit, welche die Tiere ausstrahlen und entdecken schnell wie stark sich das auf die eigene Psyche und damit auch auf den eigenen Körper auswirkt.
Meiner Meinung nach ist die Beobachtung der Tiere die beste Therapie für Geist und Körper.

Umso erstaunter bin ich über die Konzepte, mit denen manche Alpaka Infizierte aufwarten. "Man habe da so eine kleine Weide gepachtet, die nur 10 km vom eigenen Haus entfernt und schwer zugänglich an einem Feldweg liegt. Dort möchte man eine kleine Weidehütte als Wind- und Wetterschutz für drei Stuten aufbauen, die dann als Therapietiere für behinderte Menschen, ADHS Patienten, Senioren und gestresste Manager dienen sollen. Das Geschäftskonzept stehe, man benötige nur noch eine Wirtschaftlichkeitsberechnung und die Baugenehmigung im Außenbereich werde dann schon folgen. Schließlich verrichtet man damit ja einen sozialen Dienst an der Menschheit. " Bitte versteh mich nicht falsch, ich möchte niemandem seine Geschäftsidee oder ganz persönliche Pläne und Ideen ausreden oder abwerten. Aber bei all den Plänen und guten Absichten ist eines von ganz entscheidender Bedeutung: Du benötigst viel Zeit für und mit den Tieren, um auch nur einen Bruchteil dessen zur erfüllen, was Du dir von Deinem neuen Leben mit, und manchmal auch von den Tieren erwarten. Wenn die Tiere ganztägig alleine auf der Weide stehen, werden die Tiere weder an den Umgang mit den Menschen gewöhnt, noch Vertrauen zu diesen aufbauen. Vertrauen ist jedoch die Basis für jede Form der Interaktion, insbesondere bei starker, personeller Fluktuation, wie sie bei der Therapie in der Natur der Sache liegt.

Dazu kommt, dass der natürliche Auftrag einer Stute die Produktion von Nachkommen und damit der Arterhalt ist. Der Umgang mit Menschen gehört nicht zu ihrem natürlichen Auftrag und ist in erster Linie Stress. Ich halte Stuten daher für weniger gut geeignet, um als Therapietier zu dienen. Man muss sich also zunächst einmal klar werden, welchen Weg man mit den Alpakas beschreiten möchte, um die richtigen Tiere zu wählen. Das Budget sollte hier eindeutig nicht der entscheidende Faktor sein. Weit entfernte Weideflächen dienen ebenfalls nicht der intensiven Zuwendung, um Tiere an Menschen zu gewöhnen. Diese Zuwendung ist natürlich auch an Wochenenden, Feiertagen, im Sommer wie im Winter notwendig. Hat man Stuten, kommt unweigerlich auch das erste Flaschenkind, welches wie ein Menschenkind regelmäßig versorgt werden will. Sind die Eigentümer berufstätig, kommt es hier bereits zum ersten Konflikt mit möglicherweise schlimmen Folgen ... natürlich für das Tier. Was mit guten Absichten begann, kann für die Tiere schnell in eine physische und für die Eigentümer eine emotionale Katastrophe umschlagen.

4. Kannst Du die Pflege Deiner Tier weitestgehend selbst übernehmen?
Anfangs ist alles noch ganz leicht. Der Stall ist vorbereitet, die Weiden eingezäunt, Heu ist eingekauft und das Futtermittel wurde vom Verkäufer gleich mitgenommen. Nachdem die süßen Alpakas sich eingelebt haben, kommt die erste Ernüchterung. Die Zehennägel sind zu lang und die Stuten benehmen sich plötzlich nicht mehr so damenhaft, wie man das erwartet. Die Zähne sehen zu lang aus und die Impfung steht auch an. Außerdem hat der Verkäufer etwas von Entwurmung gesagt. Wie ging das gleich nochmal?! Und ganz plötzlich ist der Fohltermin da, Decken, Schur, die Liste kann beliebig ergänzt werden. Wenn Du nun für jeden dieser Punkte immer einen „Experten“ hinzuziehen musst, kann Deine kleine Zucht schnell ruinös teuer werden. Leider gibt es da draußen viele Individuen mit viel Sendungsbewusstsein, die den ganzen Tag das Internet nach Informationen durchsuchen, um diese dann ihren Jüngern als ultimativen Wissensvorsprung zu präsentieren, ohne selbst über praktische Erfahrungen zu verfügen. Benutze Deinen gesunden Menschenverstand, um die guten von den gefährlichen Quellen zu unterscheiden.

Frage Dich, beobachte, lerne.
Versuch so viele Aspekte der täglichen Pflege wie möglich zu erlernen, um Dir ein gewisses Maß an Sicherheit und Unabhängigkeit zu schaffen. Schon so manchem harten Kerl soll im Angesicht einer Spritze der Blutdruck abgesackt sein. Fortan zahlte er viel Anfahrtsgeld für den Tierarzt.

5.Hast Du die nötige Geduld für die Tiere?
Eigentlich ist es egal, ob Du zu den Menschen gehörst, die bei Kleinigkeiten ausrasten, solange Du es nicht in Gegenwart der Tiere tust. Auch wenn Alpakas einen manchmal sehr aufmerksam ansehen, so bedeutet das nicht, dass sie uns verstehen. Ungeduldige und hastige Bewegungen führen schnell zu einer ausgeprägten Fluchtreaktion.

Ein Fohlen an die Flasche zu gewöhnen bedarf manchmal eines inneren Friedens buddhistischer Ausprägung. Und bevor Du ein Tier ob seiner Unfähigkeit sich an das Halfter zu gewöhnen vor Wut anschreist - es wird kein Verständnis aufbringen und schneller lernen. Das Gegenteil wird der Fall sein.

Was Du in den Stall reinträgst, erhältst Du postwendend zurück in Form einer ausgeprägten und manchmal unerwarteten Reaktion. Erwarte nicht zu viel. Für die meisten Alpakabesitzer ist die von den Tieren ausgehende Ruhe die beste Therapie und Balsam für die Seele. Bist Du entspannt, sind es die Tiere auch.

6. Hast Du vor Urlaub zu machen?
Natürlich braucht auch der geduldigste Alpakazüchter mal ein paar Tage Ruhe und Erholung. Doch gerade hier kommen häufig die ersten Planungsprobleme und nicht vorhergesehene Überschneidungen. Solltest Du als frisch gebackener Alpakazüchter mal in den Urlaub fahren, wohin mit den Tieren?

In manchen Fällen mag der Verkäufer Abhilfe schaffen, aber der Transport der Tiere kann unter, oder besser in anderen Umständen auch mal zu viel Stress bedeuten. Wenn man also mit den eigenen Kindern Ferien machen könnte, verhindert die Geburtensaison oft den gemeinsamen Familienurlaub. Da Kinder ab einem gewissen Alter sowieso lieber allein fahren, warum nicht aufteilen? Doch ist es wirklich schlau dem Freund der Familie die Verantwortung für eine mögliche misslingende Geburt aufzubürden? Welche Emotionen haben wohl diejenigen, die sich für den Tod eines „Pflegetieres“ verantwortlich fühlen während sich der Eigentümer in der Sonne erholt?

Als Alpakabesitzer fährt die Angst immer mit. Du wirst Dich ständig fragen, ob zu Hause alles in Ordnung ist, ob es den Tieren gut geht, ob, ob, ob... Entspannung pur. Aber auch dafür gibt es Lösungen, nur muss man diese von langer Hand vorbereiten. Man muss sich darüber Gedanken machen, bevor man sich Tiere anschafft. Ein Problem, welches alle Tierhalter haben.

7. Bist Du bereit Geld und Zeit für Ihre Aus- und Weiterbildung auszugeben?
Mittlerweile werden viele Anfänger- und Fortgeschrittenenkurse, Sachkundelehrgänge, Scherseminare und andere Weiter- und Fortbildungen angeboten. Die meisten davon haben eines gemeinsam, sie kosten Geld. Leider scheint sich auch in diesem Bereich der Gedanke durchzusetzen, das Geldverdienen keine Schande sei. Wissen scheint Volkseigentum zu sein und daher nicht kostenfrei abzugeben. So mancher Hilferuf am Telefon deckt dann auf, dass die Alpakabesitzer in Not dann doch besser mal einen Kurs besucht hätten. Das Internet scheint heutzutage der Weisheit letzter Schluss. Wer viel „surft“ hält sich schnell für eingeweiht und wissend. Zum Leidwesen der Tiere ist diese Form der Selbstüberschätzung weit verbreitet.

Wissen ist kostbar und wird oft teuer erkauft. Umso wertvoller sind die Erfahrungen, die einem Züchter vermitteln können. Bücher enthalten kostbare Informationen, wenn auch nicht immer in unserer Sprache. Als Alpakazüchter lernt man niemals aus. Um das notwendige Wissen zu erlangen ist der Einsatz von Zeit, Geld und Ihre Bereitschaft zuzuhören und zu lernen unabdingbar.

8. Willst Du mit der Zucht und der Faser Geld verdienen?
Geld verdienen ist keine Schande. Dies mit Tieren zu tun ist kein Verbrechen. Die Art und Weise wie das manchmal passiert schon. Die Absicht nicht nur mit, sondern auch von Tieren zu leben ist so alt wie die Menschheit und ich halte die Vorwürfe einiger Pharisäer für absolut fehl am Platz. Nicht jeder, der Tiere für den Verkauf züchtet geht schlecht mit seinen Tieren um und nicht jeder selbst ernannte Tierfreund hat Gutes im Sinn.

In der Regel wird ein Züchter, ein Begriff der häufig schon wie ein Schimpfwort benutzt wird, seine Tiere genauso lieben und schätzen, wie ein Hobbyhalter. Es sind die Ausnahmen auf beiden Seiten die den Ruf aller prägen. Der Grund weshalb sehr viele auf Züchter und Importeure sauer sind, ist die Tatsache, dass mit Reichtum geworben wird. Wer kennt sie nicht, diese falschen Versprechen, Alpakas seien „das beste Lifestock Investment“ und man könne quasi in einem Jahr die Kosten der Stute durch den Verkauf des Fohlens „wieder drin haben“. Die Enttäuschung ist immer groß, wenn das nicht funktioniert, sei es, weil kein Fohlen gekommen ist, das Fohlen ein durchschnittlicher Hengst war, nach der Geburt verstarb oder sich schlichtweg kein Käufer fand. Mit der Enttäuschung kommt die Wut und darauf folgen öffentliche Anschuldigungen.

Ich frage mich in diesem Zusammenhang aber immer, wer ist jetzt eigentlich der Verantwortliche für das Dilemma? Derjenige, der den Gedanken sät, oder derjenige, der die Märchen glaubt? Auch hier gilt, nutze doch bitte Deinen gesunden Menschenverstand.

Wer mit den Tieren leben will, der hat es relativ einfach. Wer von den Tieren leben will, der muss erst einmal seine Hausaufgaben machen. Die Voraussetzungen sind hier ganz andere.

Alpakas sind in so vielen Bereichen erfolgreich, ob als Bereicherung des Familienlebens, als persönliche oder gewerblich betriebene Therapie, als Faserlieferant, als Zuchttier, Showsieger, Tracking Spezialist oder als Freund. Nicht jedes Tier ist in allen Bereichen vorbehaltlos einsetzbar. Aber es gibt Tiere, die sich für einen oder mehrere Bereiche eignen. Definiere, in welchem Bereich Du Deine Tierhaltung ansiedeln möchtest und suche die dazu passenden Tiere. Achte dabei nicht auf die Kosten. Der Wert eines Tieres lässt sich natürlich durch betriebswirtschaftliche Methoden ausrechnen, doch wird dabei der emotionale Aspekt immer vernachlässigt. Für einen Züchter hat ein Tier immer den Wert, für den er/sie bereit ist das Tier abzugeben. Für den Käufer hat das Tier immer den Wert, den er bereit ist auszugeben. Die große Kunst ist es, einen Kompromiss zu finden, mit dem beide Parteien zufrieden vom Verhandlungstisch aufstehen.

Leider gibt es oft Ärger, weil eine Partei sich von der anderen übervorteilt fühlt. Der Grund hierfür ist leider nicht immer die Verkaufsstrategie, sondern immer häufiger auch den völlig überzogenen Käufervorstellungen zuzuschreiben. Sich nur aufgrund des angegebenen Preises auf den Kauf einzulassen, kann auch nach hinten losgehen. Schließlich kann ein niedriger Wert eines Tieres auch eine Aussage bezüglich der Qualität darstellen. Ich halte diesbezügliche Aussagen wie „Alpakas sollten für alle erschwinglich sein“ oder „Alpakas nicht nur für Reiche“, angesichts der angebotenen Qualität für Kundentäuschung. Natürlich versucht jeder gute Geschäftsmann/-frau so günstig wie möglich einzukaufen und so teuer wie möglich zu verkaufen. Das bezieht sich aber nur auf Waren, die eingekauft werden, um sie weiterzuverkaufen, also etwa das, was unsere Importeure im großen Stil betreiben. Ich rede aber davon, dass Züchter, die angeblich viel Arbeit und Zeit in ihre Nachkommen investiert haben, Tiere billiger als Hundewelpen verramschen. Es ist auch eine klare Aussage, wenn Tiere so niedrig im Wert angeboten werden. Auch hier kann ein geschultes und geübtes Auge die Perlen herausfischen. Aber ein Anfänger sollte bei beiden Extremen Vorsicht walten lassen. Wenn Du das so möchtest, können Alpakas auch ein erfolgreiches Business für Dich werden, aber ein Investment sind sie eindeutig nicht.

Du fragst Dich vielleicht, warum werden in diesem Artikel mehr Fragen aufgeworfen, als beantwortet. Grund eins ist, dass in diesem vorrangig Einsteigerthemen behandelt werden. Die von mir aufgeworfenen Fragen sollen Dir vermitteln, dass es viele Dinge gibt, die eben nicht beim ersten Besuch auf einer Alpakafarm gesagt oder im Internet behandelt werden. Der zweite Grund ist, dass die Beantwortung aus meiner Sicht alleine diesen Text sprengen würde. Und das wäre nur meine ganz persönliche Meinung. Es gibt da draußen aber viele Meinungen zu diesen Themen. Wenn Du nicht die richtigen Fragen stellst, bekommst Du häufig auch nur die Antworten, die Du hören willst. Mach Dich schlau bevor Dich das Alpakavirus infiziert und man das Ersparte in Tiere angelegt. Gehe zu so vielen Haltungen und Züchtern wie möglich und stelle diesen teilweise auch unangenehme Fragen. Nimm alle Antworten auf und wäge ab, welche für Deinen speziellen Fall zutreffen.
Wissen ist der Anfang zum Erfolg in der Haltung und Zucht von Alpakas.